Was heißt „Stalldienst“?

Die Beantwortung der Frage erfordert zunächst die Beschreibung der Rahmenbedingungen. In unserem Falle stehen die Pferde in einem Offenstall, haben ständig Zugang zu Wasser und Heu und erhalten bei Bedarf zusätzliches Kraftfutter.

Was sind nun die wesentlichen Elemente des Stalldienstes nach unserem Verständnis?

Aller Anfang ist, beim Betreten des Geländes, sich einen ersten groben Überblick über den Zustand der Pferde und des Geländes zu verschaffen.

  • SInd alle Pferde da?
  • Sind alle Pferde augenscheinlich i.O.?
  • Sind Zaun, Unterstand, Tore, Raufen etc. i.O.?

Hierbei handelt es sich um Dinge, die man auf den ersten Blick grob überschauen kann. Auftretenden Unregelmäßigkeiten geht man sofort nach, je nachdem, was es ist, die Reihenfolge natürlich nach Gefährdungsgrad für Mensch und Tier, normalerweise ist beim Betreten des Geländes niemand weiter auf dem Gelände, so dass man sich in Ruhe um die Pferde kümmern kann, falls krankhafte Auffälligkeiten bestehen.

Nach den ersten Aktivitäten beim Betreten des Geländes gibt es für die weiteren Dinge Prioritäten. Erste Priorität hat die Versorgung mit Wasser und Futter. Zu beachten ist, dass es manchmal notwendig ist, Wasser mehrfach am Tag zu kontrollieren – was bedeutet, dass der Stalldienst bei Bedarf über den ganzen Tag hinweg abgesichert sein muß. Heu wird nach Bedarf aufgefüllt, gefüttert wird nach Futterplan. Bei mehrfacher Fütterung ist abzusichern, dass zwischen den Fütterungsintervallen ausreichende Abstände sind. Ebenfalls erste Priorität haben alle medizinischen Versorgungen der Pferde, sei es die Verabreichung von Medikamenten oder die Versorgung von Verletzungen,  Angussverbänden oder sonstigen Dingen.

In zweiter Priorität stehen alle Dinge, die der allgemeinen Ordnung, Sicherheit und Sauberkeit dienen und regelmäßig notwendige Arbeiten umfassen. Am Bekanntesten ist sicher das Abäppeln, was regelmäßig durchzuführen ist, um z.B. Verwurmung oder Vergailung vorzubeugen. In der allgemeinen Sicht steht diese Tätigkeit ganz weit vorn in der Prioritätenliste, was aber nicht zwingend so sein muß. Im Zweifelsfalle kann man darauf verzichten, was allerdings zur Folge hat, das nachfolgende Stalldienste entsprechende Mehrarbeit zu leisten haben. Wichtiger in dieser Prioritätenkategorie ist die planmäßige oder vorbeugende Instandhaltung aller Einrichtungen, die auf dem Gelände zu Pferdehaltung und -betreuung notwendig sind. Der Koppelzaun zählt als wichtigste Sicherheitsausstattung auf dem Gelände und dient dem Schutz der Pferde und der Menschen, die den Hof besuchen. Daher ist dieser vorbeugend zu kontrollieren, um Kurzschlüsse, Pfostenbrüche, Lücken oder nicht befestigte Seile zu erkennen und bei Bedarf zu reparieren. Alle Gegenstände, die in Reichweite der Pferde sind, müssen so kontrolliert und instand gehalten werden, dass keine Verletzungen der Pferde möglich sind. Dies betrifft die Raufen, den Unterstand und die Wasserbehälter. Natürlich müssen auch die Anbinder geprüft werden, bevor die Pferde daran angebunden werden sollen. Sollte eine akzeptable Reparatur während des Stalldienstes nicht möglich sein, ist die Information über die festgestellten Mängel weiterzugeben.

Die dritte Prioritätenstufe umfasst folgende Aufgaben: Kontrolle der anderen Einrichtungen auf dem Hof, unter anderem der Bauwagen, des Außenzaunes, der Beleuchtungseinrichtungen und aller anderen baulichen Anlagen. Nicht zu vergessen: ab und an ist auch der Müll zu beseitigen, das eine oder andere aufzuräumen etc. Eine überquellende Mülltonne am Eingangstor ist keine gute Visitenkarte.

Wie man sieht, besteht ein Stalldienst nicht nur aus dem leidigen Abäppeln, obwohl das mit Abstand die zeitaufwendigste und anstrengendste Tätigkeit ist. In der Prioritätenliste ist sie zwar nicht ganz vorn, aber dennoch die am meisten diskutierte Aufgabe. Es ist ärgerlich, wenn diese Arbeit nur bei einigen wenigen hängenbleibt, weil viele sich davor drücken. Allerdings gibt es tatsächlich viel wichtigere Stalldienstaufgaben.

Am Ende des Tages kommt es darauf an, den Hof „ordnungsgemäß“ zu verlassen. Dazu zählen vor dem Abschließen aller Bauwagen/Räume und dem Anschalten Koppelstromzaunes die Überprüfung des Wasserstandes sowie das Auf- und Wegräumen aller Reitutensilien, Werkzeuge und sonstiger Dinge.

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