Archiv der Kategorie: Reiner’s Cahokia-Blog

Juniorprüfungen 2013 abgeschlossen

Traditionell haben unsere jüngeren ReitschülerInnen die Möglichkeit, die Juniorprüfungen nach den Ausbildungsrichtlinien der VFD abzulegen.

Dieses Jahr konnten insgesamt 12 Kinder und Jugendliche unter Beweis stellen, daß sie sich im Umgang mit dem Pferd weiterentwickelt haben und die Grundlagen in Theorie und Praxis beherrschen. 7 von Ihnen erreichten bereits das Level II, 5 das Level I – und alle bereiten sich nun auf die nächsten Entwicklungsetappen vor.

Die VFD-Ausbildungs- und Prüfungsrichtlinien stellen unserer Ansicht nach angemessene Anforderungen und praxistaugliches Wissen für unsere in Entwicklung befindlichen Reiterinnen und Reiter dar und sind ein motivierendes Ereignis in der reiterlichen Laufbahn.

Wer Interesse hat, kann sich bereits heute mit uns in Verbindung setzen, um sich für das Programm 2014 zu bewerben!

Was heißt „Stalldienst“?

Die Beantwortung der Frage erfordert zunächst die Beschreibung der Rahmenbedingungen. In unserem Falle stehen die Pferde in einem Offenstall, haben ständig Zugang zu Wasser und Heu und erhalten bei Bedarf zusätzliches Kraftfutter.

Was sind nun die wesentlichen Elemente des Stalldienstes nach unserem Verständnis?

Aller Anfang ist, beim Betreten des Geländes, sich einen ersten groben Überblick über den Zustand der Pferde und des Geländes zu verschaffen.

  • SInd alle Pferde da?
  • Sind alle Pferde augenscheinlich i.O.?
  • Sind Zaun, Unterstand, Tore, Raufen etc. i.O.?

Hierbei handelt es sich um Dinge, die man auf den ersten Blick grob überschauen kann. Auftretenden Unregelmäßigkeiten geht man sofort nach, je nachdem, was es ist, die Reihenfolge natürlich nach Gefährdungsgrad für Mensch und Tier, normalerweise ist beim Betreten des Geländes niemand weiter auf dem Gelände, so dass man sich in Ruhe um die Pferde kümmern kann, falls krankhafte Auffälligkeiten bestehen.

Nach den ersten Aktivitäten beim Betreten des Geländes gibt es für die weiteren Dinge Prioritäten. Erste Priorität hat die Versorgung mit Wasser und Futter. Zu beachten ist, dass es manchmal notwendig ist, Wasser mehrfach am Tag zu kontrollieren – was bedeutet, dass der Stalldienst bei Bedarf über den ganzen Tag hinweg abgesichert sein muß. Heu wird nach Bedarf aufgefüllt, gefüttert wird nach Futterplan. Bei mehrfacher Fütterung ist abzusichern, dass zwischen den Fütterungsintervallen ausreichende Abstände sind. Ebenfalls erste Priorität haben alle medizinischen Versorgungen der Pferde, sei es die Verabreichung von Medikamenten oder die Versorgung von Verletzungen,  Angussverbänden oder sonstigen Dingen.

In zweiter Priorität stehen alle Dinge, die der allgemeinen Ordnung, Sicherheit und Sauberkeit dienen und regelmäßig notwendige Arbeiten umfassen. Am Bekanntesten ist sicher das Abäppeln, was regelmäßig durchzuführen ist, um z.B. Verwurmung oder Vergailung vorzubeugen. In der allgemeinen Sicht steht diese Tätigkeit ganz weit vorn in der Prioritätenliste, was aber nicht zwingend so sein muß. Im Zweifelsfalle kann man darauf verzichten, was allerdings zur Folge hat, das nachfolgende Stalldienste entsprechende Mehrarbeit zu leisten haben. Wichtiger in dieser Prioritätenkategorie ist die planmäßige oder vorbeugende Instandhaltung aller Einrichtungen, die auf dem Gelände zu Pferdehaltung und -betreuung notwendig sind. Der Koppelzaun zählt als wichtigste Sicherheitsausstattung auf dem Gelände und dient dem Schutz der Pferde und der Menschen, die den Hof besuchen. Daher ist dieser vorbeugend zu kontrollieren, um Kurzschlüsse, Pfostenbrüche, Lücken oder nicht befestigte Seile zu erkennen und bei Bedarf zu reparieren. Alle Gegenstände, die in Reichweite der Pferde sind, müssen so kontrolliert und instand gehalten werden, dass keine Verletzungen der Pferde möglich sind. Dies betrifft die Raufen, den Unterstand und die Wasserbehälter. Natürlich müssen auch die Anbinder geprüft werden, bevor die Pferde daran angebunden werden sollen. Sollte eine akzeptable Reparatur während des Stalldienstes nicht möglich sein, ist die Information über die festgestellten Mängel weiterzugeben.

Die dritte Prioritätenstufe umfasst folgende Aufgaben: Kontrolle der anderen Einrichtungen auf dem Hof, unter anderem der Bauwagen, des Außenzaunes, der Beleuchtungseinrichtungen und aller anderen baulichen Anlagen. Nicht zu vergessen: ab und an ist auch der Müll zu beseitigen, das eine oder andere aufzuräumen etc. Eine überquellende Mülltonne am Eingangstor ist keine gute Visitenkarte.

Wie man sieht, besteht ein Stalldienst nicht nur aus dem leidigen Abäppeln, obwohl das mit Abstand die zeitaufwendigste und anstrengendste Tätigkeit ist. In der Prioritätenliste ist sie zwar nicht ganz vorn, aber dennoch die am meisten diskutierte Aufgabe. Es ist ärgerlich, wenn diese Arbeit nur bei einigen wenigen hängenbleibt, weil viele sich davor drücken. Allerdings gibt es tatsächlich viel wichtigere Stalldienstaufgaben.

Am Ende des Tages kommt es darauf an, den Hof „ordnungsgemäß“ zu verlassen. Dazu zählen vor dem Abschließen aller Bauwagen/Räume und dem Anschalten Koppelstromzaunes die Überprüfung des Wasserstandes sowie das Auf- und Wegräumen aller Reitutensilien, Werkzeuge und sonstiger Dinge.

Die Psychologie, das Pferd – und eben die Praxis

Wie wir auch, als Oley-IIV und Cahokia Reitschule in Kooperation, laufen viele  einem Hype der innovativen, tiefenpsychologischen Selbst- und Team-Erkennungs- und Veränderungswelle hinterher und versuchen, gleich einem Guru die eigene unfehlbare Methode am Markt zu platzieren.

Ich mchte aus wettbwerbsrechtlichen Gründen keine Namen nennen, jeder kann sich selbst im Internet inforrmieren, welche Unzahl an Methoden existiert. Jede ist tausendfach erprobt, entspricht den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen – und Angst vorm Pferd braucht eh keiner haben, weil damit machen wir ja nix, es ist ja“nur“ unser Medium….

Leider habe ich beim Lesen unseres eigenen Flyers feststellen müssen, dass wir ja selbst auch nichts so bahnbrechend anderes schreiben. Das macht mir Sorgen! Ich bin immer geneigt, das ganze Thema zu beerdigen, weil die inflationäre Hypewelle eher vergrault als Kunden anlockt.

Das widerspricht aber meinem Naturell – und dem meiner Frau, die in dem Projekt ausserordentlich aktiv mitmischt – ausserordentlich. Wir wissen, welche Effekte wir erzielen können, welchen Spass die Kunden haben – und last but not least – welche Dinge tatsächlich taugen, der täglichen Praxis einen positiven Schub zu verleihen. Und im letzteren liegt die Crux begraben.

Wir sind dazu übergegangen, alle Werbung, alle großspurigen Versprechungen wegzulassen – wir bieten einen Schnuppernachmittag an, und jeder Teilnehmer selbst kann für sich entwickeln, welchen Praxisnutzen er daraus ziehen möchte. Darauf aufbauend wird das Programm aufgesetzt und durchgeführt.

Natürlich coachen – und im deutschen Sinne – lenken und leiten wir die Teilnehmer – auch am Schnuppernachtmittag. Schließlich sollen alle in der Lage sein, annäherungsweise zu verarbeiten, was sie erleben, was sie tun und mit welchem Ergebnis sie etwas machen. Es gibt hier keinen Blindflug – aber am Anfang ist der Weg das Ziel. Jeder Teilnehmer kann festlegen, mit welchem Schrittmass er in welcher Richtung an welches Ziel kommen möchte.

Was werfen wir in die Wagschale? Viele Jahrzehnte Praxis. Die Praxis kommt aus einem angefüllten beruflichen und gesellschaftlichen Leben. Wir nutzen unsere Pferde selbst dazu, um es uns gut gehen zu lassen. Dabei bedeutet „gut gehen lassen“ mehr als nur die Zeit zu geniessen, vielmehr ist es auch für uns das Mittel der Wahl, ausgeglichen, gestärkt, selbstbewußt und entspannt durch den Alltag zu gehen.

Und das unterscheidet uns vielleicht von den vielen wissenschaftlichen und pseudowissenschafltichen Ansätzen – wir verfolgen einzig und allein den praktischen Ansatz und verbinden die Welt der Pferde und die Welt des Alltags auf eine erlebbare Art und Weise.