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Erste Hilfe für Reiter – und die Praxis!!

Die Praxis des reiterlichen Alltags bringt viele Situationen hervor, in denen man sich schon wundert, wie unbekümmert Reiterinnen und Reiter mit der Pflicht zur Hilfe von Verletzten umgehen.

Beispiele:

Drei Reiter sind zu einem gemütlichen Ausritt unterwegs – ein Reiter fällt (der Grund ist dabei völlig irrelevant) vom Pferd, bricht sich offensichtlich einen Arm, kann im ersten Moment aufstehen, möchte sich dann aber doch wieder setzen. Das Pferd des Gestürzten läuft nach Hause, die Mitreiter haben Schwierigkeiten mit ihren eigenen Pferden. Ein Reiter steigt darauf hin ab und sein Pferd flüchtet dem ersten hinterher, der dritte Reiter macht sich auf den Weg, beide Pferde zu verfolgen. Der abgestiegene Reiter rennt seinem davongelaufenen Pferd ebenfalls hinterher – wer sich die Situation jetzt genauer vor Augen führt, wird feststellen, irgendwas stimmt hier nicht!

Genau: Der verletzte Reiter bleibt zurück!

Zum Glück ist es Sonntag nachmittag und die Unfallstelle liegt an oft begangenen Spazierwegen, sodass sich eine andere Reiterin und ein paar Spaziergänger mit ihren Hunden nähern und um den Verletzten kümmern. Aber: Erste Grundpflicht einer Reitergruppe ist es, sich um Verletzte in einer solchen Situation zu kümmern. Es kann nicht sein, dass beide Begleiter den Ort des Unfalls verlassen!

Nächstes Beispiel – eine Reitlehrerin gibt Reitunterricht, sie hat zwei Reitschüler und es passiert das Malheur, dass eine von beiden durch eine ungeschickte Bewegung des Pferdes abgeworfen wird. Sie fällt auf den harten Boden und es besteht die Gefahr von Verletzungen durch den Aufprall, da sie unbeweglich liegen bleibt.

Wie verhält sich die Reitlehrerin? Instinktiv läuft sie zum reiterlosen Pferd und versucht es, einzufangen und die umherhängenden Zügel zu sichern. Die andere Reitschülerin steigt vorsichtshalber ab und bleibt in sicherer Entfernung stehen. Nach vielem Hin und Her bekommt sie das andere Pferd auch noch in die Hand gedrückt – danach kümmert sich die Reitlehrerin um die Gestürzte.

Auch in dieser Situation wird wertvolle Zeit vergeudet, sich um die Verletzte Reiterin zu bemühen.

Was führt zu den beschriebenen Situationen, in denen gefährlich mit der Gesundheit der verletzten Reiter gespielt wird?

In beiden Fällen sind die betroffenen „Nicht-Helfer“ völlig unterschiedliche Charaktere. Im ersten Falle eher egoistisch denkend geprägte Menschen, denen das Kümmern um andere Menschen leider nicht an erster Stelle einfällt und die sich ihres Fehlverhaltens nicht einmal bewußt sind. Man hat noch nie darüber nachgedacht? Man war noch nie in einer solchen Situation, daher ist das Verhalten von unterbewußten Prägungen bestimmt? Mag sein, bedeutet im Ernstfall Gefahr für Mitreitende. Im zweiten Falle handelt es sich aber um eine „normalerweise“ sehr verantwortungsbewußte Reitlehrerin. Sie hat für Ihr Verhalten auch eine „normalerweise“ schlüssige Erklärung: umherlaufende Pferde können andere gefährden, wenn sie frei drehen. Nur, in der konkreten Situation bliebt das Pferd ruhig stehen bzw. konnte den Reitplatz nicht einmal verlassen, und die einzige weitere Person konnte sich mühelos selbst in Sicherheit bringen, wurde also nie gefährdet. Auch hier gewannen unterbewußte Prägungen in der Stresssituation die Oberhand und führten zu einer falschen Handlung.

Was sagen uns diese Beispiele? Wir Reiterinnen und Reiter müssen lernen, wie verhalte ich mich in Gefahrensituationen richtig, wie gelingt es mir, mit jeder Handlung, auch den spontanen aus dem Unterbewußtsein gesteuerten Handlungen, zu allererst den verletzten oder gefährdeten Menschen in den Mittelpunkt zu rücken und die weniger relevanten Aspekte der Situation auszublenden? Wie gelingt es mir, in Bruchteilen von Augenblicken die richtigen Prioritätenketten zu setzen?

Zwei Dinge sind hier mienes Erachtens wichtig. Erstens müssen Reiterinnen und Reiter sich die Maxime „Verletzter Mensch vor allen anderen Situationen“ ins Bewußtsein „hämmern“ – auch wenn manche Menschen mit dieser Einstellung von vornherein ihre Probleme haben. Zweitens fehlt es oftmals am einfachen Spiegeln des Verhaltens, man ist sich seiner Handlungen gar nicht bewußt und im Nachhinein befragt sagen würden, sie hätten doch sofort geholfen.

Wie läßt sich hier eine Verbesserung der Situation erreichen? Reden, Reden, Reden – die Maximen und Grundregeln des Reitens, des Ausreitens und der Gruppendynamik müssen sich Reiterinnen und Reiter in Gesprächen immer wieder bewußt und aktiv ins Bewußtsein schreiben. Erlebt man entsprechende SItuationen, macht man die betreffenden darauf aufmerksam oder diskutiert dies in regelmäßigen Abständen in den Reitgruppen.  Je nach Organisation gibt es dafür Reiterinnen und Reiter mit oder ohne Verantwortung – abhängig davon, ob es sich um eine private Reitgruppe, einen Verein oder eine Reitschule handelt.

Wie sind die Situationen ausgegangen?

Der verletzte Reiter wurde ins Krankenhaus gefahren, glücklicherweise half der Sonntag nachmittag, dass viele Leute unterwegs waren. Wir sahen das ohne Reiter zurückkommende Pferd und konnten per Auto auf die Suche gehen und fanden den Reiter auf einer Wiese unweit seines Reitstalles, wo sich, wie gesagt, Spaziergänger kümmerten und bereits den Notarzt gerufen hatten – den wir per Auto dann aufs freie Feld lotsen konnten. Die gestürzte Reitschülerin kam mit dem Schrecken davon und zog sich nur die „üblichen“ Prellungen zu – da ich zufällig am Reitplatz vorbeiging, konnte ich noch vor der Reitlehrerin helfen – was zum Glück nicht gravierend war.

Ich möchte nicht vergessen anzumerken, dass es für jede Regel auch die Ausnahme gibt. Erlebte Situation auf einem Reitturnier beim Springwettbewerb: Reiter stürzt und das nervös-hektische Pferd rast auf eine Lücke der massiven Reitplatz-Umzäunung, um das Gelände fluchtartig zu verlassen – allerdings handelte es sich nicht um den regulären Ausritt-Punkt, sondern einen Zugang zum Zuschauerareal. Hinter der Lücke im Zaun befanden sich einige Eltern mit Kindern, die mehr oder weniger aufmerksam das aktuelle Geschehen beobachteten. Hier bestand tatsächlich die Gefahr, dass das Pferd in seiner panischen Gefühlslage ein Risiko für die Kinder und Erwachsenen darstellte und in dieser Sekunde das größere Risiko darstellte. Folgerichtig kam die Entscheidung, zuerst das Pferd daran zu hindern, in die Zuschauer zu rasen, bevor der Weg zum gestürzten Reiter führte. Am Ende hatte diese Abwägung für keine der beiden Seiten zum Glück keine Auswirkungen, da sich das Pferd beruhigen ließ und der Reiter mit dem Schrecken davonkam.

Ein ewiges Streitthema – Tamme Hanken? oder Tamme Hanken!

Der nachfolgende Artikel wurde in einer regionalen Pferdezeitung von einer Tierärztin verfasst und veröffentlicht, in der sie sich zu den Behandlungsmethoden von Herrn Tamme Hanken äußert.

http://pferde-rhein-main.de/fp2.php?mode=view&id=62&lang=1&cid=358

Ich bin der Meinung, der Artikel ist zumindest lesenswert und bietet eine durchgehende Argumentationslinie aus Sicht der Schulmediziner und ausgebildeten Therapeuten. Selbst bin ich kein Therapeut, aber die Praxis aus mehr als 30 Jahren Pferdekenntnis sagt auch mir, dass Chiropraktiker nicht umsonst eine fundierte Ausbildung haben.

Sicher ist, es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die nicht auf den ersten Blick verständlich oder erklärbar sind – deswegen sind sie trotzdem da. Aber manches bleibt doch Hokuspokus, dessen nicht-Funktionieren eher nachzuweisen ist als die ewige Suche nach ominösen Beispielen eventueller Erfolge es sind.

Außenstehenden bleibt die Möglichkeit verschlossen, die internen Zahlen der tierärztlichen Behandlungen zu ermitteln, die auf Behandlungen selbsternannter Heiler oder Wundertäter folgen. Die Argumentation im Artikel wirkt glaubhaft – und wird indirekt durch die Antworten unserer eigenen Tierärzte bestätigt.

Quintessenz: Man schaue genau hin, was gemacht wird und überlege sich, wie es bei einem selbst wirken würde. Sehr oft hilft es, den gesunden Menschenverstand einzusetzen, um zu sehen, dass Wunderdinge nicht die mühevolle Kleinarbeit der täglichen korrekten Arbeit ersetzen können. Und um es an dieser Stelle anzubringen, die oft chauvinistischen und populistischen Sprüche eines Tamme Hanken zielen nicht selten auf genau dieses Problem – wenn man zu Hause die mühevolle Kleinarbeit korrekt ausführt, werden die allermeisten Pferde gar nicht erst krank. Ob ein Tamme Hanken an dieser Stelle mit Wissen oder mit Glück arbeitet, weiß er am Ende nur selbst, aber es kommt beeindruckend rüber. Wenn die Adressaten der Botschaften nur in der Lage wären, die geheimen Zeichen dieser Botschaften zu verstehen – ihren Pferden würde sicher manches erspart bleiben.

Allerdings erlebte ich auch merkwürdige Behandlungsmethoden von Tierärzten – hinterfragt man die Fehlbehandlungen genauer, ergeben sich ähnliche Gründe wie bei Fehlbehandlungen von unqualifizierten Heilern: Keine ausreichende Sach- und Fachkompetenz! Mir begegnete ein Tierarzt, der sich als Pferdefachmann ausgab, aber wohl eher bei Wühlmäusen und Wellensittichen hätte bleiben sollen. Die eklatanten Fehlbehandlungen zogen auf anderen Höfen in zwei Fällen den Tod der Pferde nach sich. An mein Pferd kam er nur einmal, dann nie wieder.

http://pferde-rhein-main.de/fp2.php?mode=view&id=62&lang=1&cid=358

Ein Beitrag der Cahokia Reitschule Reiner Oley – die etwas andere Reitschule im Süden Berlins!